Gartenstadtprinzip

Der Architekt Karl Barth hatte die Möglichkeit Leuna am Reißbrett zu entwickeln. Er orientierte sich dabei am Gartenstadt-Modell, das Ende des 19. Jahrhunderts in England entwickelt wurde.

Das englische Modell hatte das Ziel das Wachstum von Städten in geordnete Bahnen zu lenken. Zudem sollten die Grenzen zwischen Stadt und Land verschwimmen.

Die Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft wurde 1902 gegründet. Zwei Kernpunkte wurden dabei in den Mittelpunkt gestellt.

Zum einen soll mit einer weitläufigen Bauweise, mit niedrigen Wohnbauten und einem Zugang zu einem eigenen Garten "gesunder" Wohnraum geschaffen werden. Außerdem bleibt der bebaute Grund und Boden im Besitz der Gemeinschaft. Damit werden Spekulationen vermieden. Die Mieten sollen kostendeckend erhoben werden, so dass sie auf einem möglichst niedrigen Stand gehalten werden können.

Das Gartenstadt-Prinzip findet sich in vielen Elementen der Stadt Leuna wieder. Flache, zwei- bis dreigeschossige Wohnbauten mit angeschlossenem Garten, zahlreiche Grünanlagen und die großen Gesellschaftsbauten prägen das Stadtbild.

Neben dem Architekturprinzip schließt die Idee der Gartenstadtbewegung auch das Problem der Finanzierung mit ein. Da die Gebäude im Stadtgebiet im Auftrag des Leuna-Werks errichtet wurden, spielte die Finanzierung für Privatleute keine besondere Rolle.

Beim Bau der Handwerkersiedlung "Leuna-Nord" konnte Karl Barth dann jedoch auch diesen Teil mit einbringen. So handelte er zum Beispiel günstige Konditionen bei der Kreditvergabe aus. Zudem ermöglichte er den Bauherren die Kosten durch Eigenleistungen zu senken.