Gedenken am 17. Juni in Leuna

Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 forderte in der gesamten DDR mindestens 15.000 Verhaftungen und mindestens 35 Todesopfer. Die zentrale Gedenkveranstaltung in ehrendem Andenken an diese mutigen Arbeiterinnen und Arbeiter fand in Berlin statt.

In Leuna legten am 17. Juni 65 Jahre später Hartmut Handschak, stellvertretender Landrat, Dieter Stier, Mitglied des Bundestages, und Dr. Dietlind Hagenau, Bürgermeisterin, Blumen an der Mauer zu den Leuna-Werken am Haupttorplatz nieder. In seiner Rede erinnerte Hartmut Handschak an die Entwicklungen des 17. Juni in Leuna. An der Gedenkveranstaltung nahmen auch Dr. Christof Günther, Geschäftführer InfraLeuna GmbH, sowie Stadträte und Leunaer Bürgerinnen und Bürger teil. Der Posaunenchor Leuna gab der Veranstaltung einen feierlichen Rahmen.

Arbeiteraufstände in der damaligen DDR weiteten sich am 17. Juni 1953 zu einem Volksaufstand aus. Dieser war das Ergebnis der Mangelwirtschaft und Unzufriedenheit der DDR-Bürger. Die Entwicklung stagnierte 1952, die Lage verschlechterte sich im Folgejahr. Lebensmittel waren noch immer rationiert, die steigenden Preise konnten auch mit den Lebensmittelkarten nicht gedeckt werden. Die tiefe politische und wirtschaftliche Krise ließ Anfang der 1950-er Jahre immer mehr Menschen in den Westen fliehen. In den Betrieben kam es zu immer größer werdenden Auseinandersetzungen und kleineren Streiks. Trotz all dieser Schwierigkeiten beharrte die SED auf dem weiteren Ausbau des Sozialismus, Unternehmer wurden durch höhere Steuern und Beschränkungen bei Zulieferungen in ihrer wirtschaftlichen Existenz beschränkt, Bauern wurden dazu gezwungen, den neuen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften beizutreten. Schwerpunkte der wirtschaftlichen Entwicklung lagen unter anderem auf der Schwer- und Chemieindustrie. Die Normen wurden erhöht und damit der Druck auf die Arbeiter. Jeder Arbeiter sollte 10 Prozent mehr Leistung bei gleichem Einkommen bringen. Dies führte zu weitreichenden finanziellen Einbußen und verstärkte das Mißverhältnis zwischen Einkommen und Ausgaben zur Lebenssicherung noch weiter.

Am Volksauftand beteiligten sich mehr als eine Million Menschen in den Betrieben und Genossenschaften, öffentliche Gebäude wurden gestürmt.

In Leuna fand eine Protestversammlung vor dem Bau 15 statt. Die VEB Leuna-Werke „Walter Ulbricht“ unterstanden damals einer sowjetischen Leitung. Bis zum Mittag hatten sich etwa 7.000 Arbeiter zusammengefunden. Die Stimmen forderten einen deutschen Werkleiter, die Besetzung des Werkfunks, die Auflösung des Betriebsrates und den Rücktritt der DDR-Regierung mit anschließenden Neuwahlen, Freilassung der politischen Gefangenen und Senkung der Arbeitsnormen. Die Masse setzte sich dabei in Bewegung, weitere 3.000 Streikende schlossen sich an. Die Menschen zogen mit ihren Protesten bis nach Merseburg. Sowjetische Truppen lösten am Nachmittag das Heer der Streikenden auf.

Text und Fotos: H. Hickmann