Walter-Bauer-Preis 2022 verliehen

Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung im prunkvollen Ständehaus Merseburg wurden am Freitag, 4. November 2022, der Walter-Bauer-Literaturpreis durch die Städte Merseburg und Leuna sowie das Walter-Bauer-Stipendium durch die InfraLeuna GmbH vergeben.

Preisträgerin des Walter-Bauer-Preises ist die gebürtige Eisenacherin Daniela Danz. Danz lebte lange Zeit in Halle, promovierte in Kunstgeschichte, war als Leiterin des Rudolstädter Schillerhauses tätig, ist Akademiemitglied, Jurorin, Kuratorin, Kursleiterin für schreibende Schüler und Studenten und hilft somit werdenden Autoren auf den Weg. Ihr Wirken weist weit über Mitteldeutschland hinaus und ist zugleich in der Landschaft ihrer Herkunft verwurzelt. Daniela Danz nahm den Preis virtuell, zugeschaltet per Videowand aus Istanbul, wo sie sich derzeit aufhält, entgegen.

Das Stipendium vergab der Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH, Dr. Christof Günther, in diesem Jahr an Anna Mochar. Anna Mochar lebt in Österreich und ist Enkelin des Malers Werner Berg. Werke Bergs zeigte die Galerie im cCe Leuna im vergangenen Jahr, Berg war ein Freund des Schriftstellers Walter Bauer. Beide verband ein langjähriger Schriftwechsel. Enkelin Anna Mochar will sich der wissenschaftlichen Auswertung dieses Schriftwechsels widmen und möchte die Werke Walter Bauers dem Publikum Österreichs zugänglich machen.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Sebastian Müller-Bahr, Oberbürgermeister der Stadt Merseburg, der drei Bücher im Gepäck hatte: „Das Tagebuch der Anne Frank“, „Robinson Crusoe“ und eine Beisetzungsbibel. Anne Frank lehre, achtsam zu sein, richtige Entscheidungen zu treffen; Robinson habe er von seinem Großvater erhalten und damit die Liebe zur Literatur gefunden, Bücher könnten auch Trost spenden, wie die besondere Bibel. Der Merseburger Oberbürgermeister sprach der Stadt Leuna und der InfraLeuna GmbH seinen Dank für die gute Zusammenarbeit aus.

Michael Bedla, Bürgermeister der Stadt Leuna, betonte, wie sehr er es schätze, dass Merseburg und Leuna an der Tradition der gemeinsamen Verleihung des Walter-Bauer-Preises festhielten. Ebenso dankte er Herrn Dr. Günther als Geschäftsführer der InfraLeuna herzlich für das Engagement auch auf kulturellem Gebiet am Chemiestandort.

Ein Grußwort der Landesregierung überbrachte Dr. Sebastian Putz, Staatssekretär für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt. Dr. Putz dankte für die Einrichtung und Pflege des Walter-Bauer-Archives sowie für die Kontinuität nach dem Wechsel der Bürgermeister der an der Preisverleihung beteiligten Städte im Namen der gesamten Landesregierung. Die gute Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene gelte es zu pflegen, um das literarische Erbe zu bewahren, Autoren zu fördern und Leselust zu wecken.

Dr. Christof Günther, der das Stipendium an Anna Mochar vergab, erinnerte mit dem Gedicht „Postkarte an junge Menschen“ an Walter Bauer und die Zeitlosigkeit dieser Worte:

Gebt nicht nach, wie wir getan haben,
Folgt den Verlockungen nicht, verweigert,
Verweigert, lehnt ab.
Denkt nach, ehe ihr Ja sagt,
Glaubt nicht sofort, glaubt auch dem Einleuchtenden nicht,
Glauben schläfert ein und ihr sollt wach sein.
Fangt mit einem weissen Blatt an, schreibt selber die ersten Worte,
Lasst euch nichts vorschreiben.
Hört gut zu, hört lange zu, aufmerksam,
Glaubt der Vernunft nicht, der wir uns unterwarfen.
Fangt mit der stummen Revolte des Nachdenkens an, prüft
Und verwerft.
Bildet langsam das Ja eures eigenen Lebens.
Lebt nicht wie wir.
Lebt ohne Furcht.

(Walter Bauer)

Seit 1994 verleihen die Städte Merseburg und Leuna gemeinsam den Walter-Bauer-Literaturpreis, Walter Bauer (1904 – 1976) schrieb unter anderem das Buch „Stimme aus dem Leunawerk“ (1930) und gibt darin einen lyrischen Einblick in das Leben und Denken der Arbeiter der Leunawerke. Mit der Preisverleihung soll das literarische Schaffen Bauers gewürdigt werden.