Leben in der Gartenstadt

Eine Besonderheit der Kolonie Neu-Rössen sind die vielen verschiedenen Sportstätten, etwa das Stadion für die Fußball-Werksliga und die Leichtathleten, die große Turnhalle an der Siedlungsschule, die Rollschuhbahn in der Nähe der Tennisplätze und sogar eine Halle für den Reitsport. Das Flußbad, eine hölzerne Stegkonstruktion direkt im Wasser der Saale war bei den Werksangehörigen in den Sommermonaten sehr beliebt. Jedoch kam es ab Mitte der 1920-er Jahre durch die Abwässer des Ammoinakwerks zu einer gesundheitsschädigenden Belastung und Verschmutzung des Saalewassers und zur Einstellung des Badebetriebs. Der Zweckverband beschloss den Bau eines neuen Bades mit besseren hygienischen Bedingungen und größeren Liegeflächen. 1931 wurde das noch heute beliebte Waldbad mit der weitgespannten Beton-Bogenbrücke über die Saale eröffnet.

Das Stadtion Neu-Rössen mit 4.000 Sitzplätzen, damals das größte Stadion Mitteldeutschlands, entstand 1925/26 in einer ehemaligen Kiesgrube nahe dem Siedlungsbahnhof an der Eisenbahnstrecke Merseburg-Leipzig und ist heute nicht mehr erhalten.

Besonderes Augenmerk legte die BASF auf die Nachwuchsförderung für den Werksbetrieb. Die Siedlungsschule an der Mittelstraße (heute Albert-Einstein-Straße) wurde ab 1919 in mehreren Bauabschnitten gebaut und als Privatschule des Werkes betrieben. 1922 wurden hier bereits über 500 Kinder der Werksangehörigen unterrichtet.

Der erste Industriekindergarten Deutschlands entstand 1926 am Sonnenplatz. Das pavillonähnliche Gebäude mit einer Kolonnade auf der Ostseite wurde schon bald zu klein für die wachsende Kinderzahl der Belegschaft. 1929 wurde auf dem Grundstück an der Breiten Straße (heute Joliot-Curie-Straße) die Mitte der Siedlung. Noch heute befinden sich im Erdgeschoss Geschäfte und eine kleine Postfiliale.

Bis zum Bau der Christkönigkirche, 1929 eingeweiht (Architekt Bernhard Lippsmeier), nutzte die katholische Gemeinde eine Baracke in der Nähe des Rössener Hügels als provisorische Notkirche. Die Friedenskirche wurde 1929 – 1930 nach einem Entwurf des bei der BASF angestellten Oberingenieurs Adolf Herberger für die evangelische Gemeinde gebaut.