Die Villa Barth

Die Villa wurde im Jahr 1920 nach den Plänen von Karl Barth außerhalb der Gartenstadt auf dem unbebauten Gelände zwischen der Bahnstrecke Merseburg-Rössen und der Straße nach Rössen (Friedrich-Ebert-Straße) errichtet. Vis-à-vis des ca. 3.000 m² großen Grundstücks stand das Gebäudeensemble des Merseburger Wasserwerkes. Davon erhalten geblieben sind das Verwaltungsgebäude mit dem Merseburger Stadtwappen und die aus roten Backsteinen gemauerte Pumpenhalle.

Im Baudenkmalverzeichnis des Saalekreises ist die Barthsche Villa mit folgendem Eintrag geführt: Leuna, Friedrich-Ebert-Straße 26, Villa, Wohnhaus des Architekten der Leunaer Gartenstadt Karl Barth nach eigenem Entwurf; stattlicher klassizistisch geprägter Bau in straßenbildbestimmender Ecklage; das Frontispiz (Giebeldreieck) an der Hauptfassade durch ionische Pilaster gegliedert; Remise, kleiner Garten und Einfriedung Bestandteile des Denkmals, um 1920.

Auffällig ist die von der Straßenflucht abweichende, schräge Positionierung des dreigeschossigen Baukörpers, die möglicherweise von der Ausrichtung nach den Grenzen des Kernflurstücks herrührt. Die gartenseitige Hauptfassade ist nach Nordosten gewandt. Aus den Fenstern konnten die Bewohner in die Saaleaue blicken. Den Gebäudeeingang legte Barth auf die Südwestseite. Sein Architekturbüro im Souterrain hatte einen separaten Eingang auf der zur Straße gerichteten Giebelseite.

Die Gebäudegrundrisse zeugen von einer großbürgerlichen Wohnweise: Das Erdgeschoss als Beletage (das schönste Geschoss) mit einer Enfilade (Raumflucht) aus Speisezimmer, Herrenzimmer und dem üppig dekorierten Kaminzimmer, die säulenumstellte ovale Diele mit der geschwungenen Haupttreppe und die, über einen schmalen Gang erreichbaren, Wirtschaftsräume. Die Schlafräume und Kinderzimmer befanden sich im Obergeschoss, in dessen Mitte Barth eine breite, salonähnliche Galerie legte. Das aufwendig geflieste Badezimmer hatte eine in den Boden eingelassene Wanne aus weißem Porzellan.

Den Garten der Villa plante Barth als eine parkähnliche Anlage. Auf dem Grundstück führte ein befestigter Weg am Haus vorbei und diente als Zufahrt zu den Garagen. Über ein Haupttor an der Friedrich-Ebert-Straße und ein Nebentor an der Malerstraße gelangte man auf das mit einer knapp zwei Meter hohen Mauer umfriedete Barthsche Anwesen.

Von 1959 bis 1990 war die Villa Volkseigentum, wurde anfänglich als Kindergarten und später als "Rehabilitationspädagogische Tages- und Wochenstätte für förderungsfähige Kinder und Jugendliche“ genutzt. Nach der Wende wurden Grundstück und Gebäude an die noch lebende Ehefrau von Bruno Barth zurückübertragen. Ihre Söhne Rupert und Arndt Schick knüpften 1995 Kontakt zu dem Bad Dürrenberger Architekten Hans-Norbert Mertens, dessen Vater Hans Mertens von 1946 bis 1949 Stadtarchitekt in Leuna war. Noch im gleichen Jahr wechselte die Barthsche Villa erneut den Besitzer und gehört heute der GbR „Haus Barth“ mit Sitz in Offenbach/Main.