Zöschen
Die Geschichte von Zöschen
Zöschen liegt an der B 181 zwischen Merseburg und Leipzig und südlich des Landschaftsschutzgebietes "Elster-Luppe-Aue". Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort am 9. Juni 1269. Im Jahr 2019 feiert man daher ein besonderes Jubiläum: 750 Jahre Zöschen.
Der 1939 eingemeindete Ortsteil Zscherneddel taucht 1091 als Lehen des Petersklosters in Merseburg in den Urkundenbüchern auf.
Beide Orte bestehen jedoch viel länger, was die altsorbischen Sprachwurzeln beweisen: Zöschen, um 1269 genannt Zseseme, bedeutet soviel wie "der in diesem Land Wohnende, der Hiesige", während Zscherneddel auf die fruchtbare Schwarzerde verweist.
Von 1440 bis 1819 hatte das Adelsgeschlecht von Brandenstein in Zöschen seinen Sitz. Die Herren von Brandenstein waren thüringische Adelige, die sich den Wettinern unterordneten. In der Geschichte des Stiftes Merseburg, besonders in der Herzogszeit, spielte diese Familie eine bedeutende Rolle.
Am 30. Dezember 1833 wurde die einzige Tochter, die am 15. Juli 1813 geborene Luise Friederike Dieck, Opfer einer tragischen Liebe. Der Verwalter des väterlichen Gutes, Louis Staufer, erschoss sie, scheiterte aber beim anschließenden Selbstmord. Im Zuchthaus schrieb der aus der französischsprachigen Schweiz stammende Staufer das Gedicht "Geduldig trag ich alle Leiden", welches später vertont und zum Volkslied wurde.
Am 30. Dezember 1999 wurde am historischen Ort des Oberhofes eine Erinnerungstafel angebracht, um diese heimatgeschichtliche Perle zu bewahren.
Da Zöschen, früher auch als "Städtlein" und "Flecken" im zugehörigen Amt Schkeuditz vermerkt, an der Kreuzung der alten Handelsstraße von Merseburg nach Leipzig und der später aufgegebenen Straße von Halle über Lützen nach Zwickau lag, wirkte sich dies bei Kriegen nachteilig aus. Im 30jährigen Krieg wurde im Amt Schkeuditz festgehalten: "Marktflecken Zöschen ist abgebrannt bis ungefähr 6 Häuser, liegt meistenteils über Winter wüste ... und wohnen wenig Leute mehr da." (1641).
In Zöschen hat es auch 1711 eine verheerende Feuersbrunst gegeben Ebenso im Jahre 1747, die aber nicht das Alte Dorf erfasste. Bei dem Brand im Jahr 1750, der nur das Alte Dorf betraf, gingen etwa 50 Häuser verloren.
Zöschen galt als Durchmarsch zur Völkerschlacht bei Leipzig und zeitweise als Quartier für französische, sächsische, preußische, russische und schwedische Soldaten.
Elektrizität gibt es bereits seit 1913. Anfang der 20iger Jahre entstand die Bahnlinie Merseburg - Leuna - Leipzig, die mittlerweile stillgelegt ist.
Das dunkelste Kapitel Zöschener Geschichte bildet das sogenannte "Dritte Reich". Im August 1944 wurde in Zöschen ein Zwangsarbeiterlager unweit der Windmühle errichtet. Die Gefangenen, in der Mehrzahl Holländer, fuhren jeden Tag im Viehwagen nach Leuna, um dort Bombenschäden zu beseitigen.
Im August 1944 wurde in Zöschen ein Zwangsarbeiterlager unweit der Windmühle errichtet. Die Gefangenen, in der Mehrzahl Holländer, fuhren jeden Tag im Viehwagen nach Leuna, um dort Bombenschäden zu beseitigen. Bis zum 14. April 1945 dauerten die Leiden, bevor die US Armee die Gefangen und Zöschen vom Hitlerfaschismus befreite. Etwa 500 Gefangene überlebten die Qualen nicht, an sie erinnert ein Gedenkstein in der Aue. Jedes Jahr gedenken viele Einwohner der Opfer des Faschismus und seit 1990 auch einige holländische Häftlinge. Vor allem Herr Otto Hofmann und seine Tochter Edda Schaaf haben sich für die freundschaftliche Verbindung Zöschens mit den ehemaligen Opfern eingesetzt. Die Geschichte ist dem Buch "Der Tod ist ein täglicher Gast" von Martin Papst, erschienen 1998 im Verlag Doris Mandel, Halle /S., aufgearbeitet.
Bereits 1958 wurde in Zöschen eine LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) gegründet. Aus der ehemaligen MAS (Maschinenausleihstation) wurde die MTS (Maschinenausleihstation) danach die RTS (Reparatur- und Traktorenstation) später ein Betriebsteil des VEB "Meliorationstechnik" Ammendorf, ein volkseigener Betrieb, der die gesamte Landwirtschaft der DDR mit Beregnungsanlagen belieferte. Nach 1990 entstand daraus die ZÖMA (Zöschener Maschinen- und Anlagenbetrieb), ein Unternehmen, das sich auf die Herstellung und Reparatur von Hydrauliksystemen spezialisierte.
Kulturelle Höhepunkte
Ein Kultureller Höhepunkt im dörflichen Leben ist das jährliche Kuchenessen (14 Tage nach Pfingsten), ein Heimat- und Volksfest, welches seit Jahrhunderten stattfindet.
Altes Rathaus von Zöschen
Das alte Rathaus wurde 1823 errichtet. Seit dem Verkauf im Jahr 2005 dient es als Wohnhaus.
Die Lage am Dorfplatz und die Architektur machen es dennoch immer wieder zu einem Vorzeigeobjekt.
Bockwindmühle in Zöschen
Die Bockwindmühle befindet sich seit der Errichtung 1898 über drei Generationen im Familienbesitz. Der Besitzer hat diese Bockwindmühle mittels 50 Pferdewagen von Schotterey (Bad Lauchstädt) nach Zöschen transportiert. Bis zum Jahr 1975 wurde in dieser Mühle noch Korn gemahlen (überwiegend mit Elektroenergie).
Einkaufscenter „Nahkauf“
Zöschen verfügt über einen Einkaufsmarkt „Nahkauf“ (gehört zur REWE - Gruppe) für die Dinge des täglichen Bedarfs. Der Markt liegt an der Bundesstraße 181. In den Markt integriert sind ein Imbiss (im Angebot auch Mittagstisch), ein Bäcker, ein Fleischer und ein Friseurgeschäft.
Quelle in Zscherneddel
Der Ortsteil Zscherneddel gehört seit 1939 zu Zöschen. Diese Quelle diente in Vorzeiten der Wasserversorgung des Ortes. Dazu musste das Trinkwasser an der Quelle abgeholt werden. Erst 1967 erhielten die Auedörfer wegen des Braunkohlentagebaus eine zentrale Wasserversorgung. Die Quelle in Zscherneddel wurde durch die Anwohner im Jahr 2007 neu gefasst.
Ehrenmal
Etwa 1 km nördlich von Zöschen befindet sich das Ehrenmal zum Gedenken an etwa 500 junge Zwangsarbeiter aus ganz Europa, die in dem „Arbeitserziehungslager in Zöschen“ ihr Leben verloren haben. Zur Erinnerung findet jährlich im Mai ein ökumenischer Gottesdienst mit Schweigemarsch und Kranzniederlegung statt.
Kirche Sankt Wenzel
Die Kirche „Sankt Wenzel“ ist vor 250 Jahren erbaut und eines des zentralen Gebäude des Ortes. Die Orgel wurde 1862-64 durch eine Ladegast-Orgel ersetzt. Im Rahmen des Orgelsommers (Mai – Sept.) finden anspruchsvolle Orgelkonzerte statt.
Ehemaliges Rittergut „Oberhof“
Der Oberhof ist ein ehemaliges Rittergut der Familie von Brandenstein und wird jetzt als Wohnanlage genutzt. Als Gegenstück gibt es auch einen „Unterhof“, ebenfalls ein Gutshof mit dem Gebäude der „Villa“ Dieck.
Villa ehem. der Familie Dieck
Die Familie Dieck war bis 1945 Eigentümer des Rittergutes (Oberhof und Unterhof). Das Gebäude wurde von 1970 – 1977 als Polytechnische Oberschule genutzt und ging durch Verkauf 2004 in Privatbesitz über. Die Familie Dieck ließ die Villa im Jahre 1870 im italienischen Baustil errichten. An die Villa schließt sich ein Park an, welcher einst weltbekannt war. Dr. Dieck war ein weltbekannter Botaniker, ein Schüler von Justus von Liebig.
Park von Zöschen
Den Park ließ Dr. Dieck angelegen und mit vielen ausländischen Pflanzen ausstatten. Die meisten Bäume und Pflanzen haben die DDR nicht überlebt. Es gibt aber noch immer ein paar Raritäten zu sehen, darunter eine wunderschöne Sumpfzypresse.
Raßnitzer See
Infolge der Braunkohlentagebaue, der große Teile der markanten Auelandschaft geopfert wurden, entstanden durch Flutung der Tagebaulöcher und Aufforstung der Uferbereiche zwei sehr schöne Seen, Biotope und ein Naherholungsgebiet. An diesen Seen entlang verläuft der „Gosewanderweg“.