Das Gesellschaftshaus
Integriert in die Gesamttätigkeit des Aufbaus einer funktionierenden sozial-kulturellen Infrastruktur für den Zweckverband und aufgrund eigener Bedürfnisse wurde Mitte der zwanziger Jahre im Vorstand der Leuna-Werke der Beschluss zum Bau eines Gesellschaftshauses gefasst. Dieses Gebäude sollte mit Theatersaal, Speisegaststätten und Vereinszimmern zum kulturellen Zentrum für den Zweckverband und kulturelles Zentrum der Siedlung Neu-Rössen werden. Auch für Betriebsveranstaltungen, Empfänge und als Heimstatt für künstlerisch orientierte Vereine war es vorgesehen.
Das Gesellschaftshaus wurde in zwei Etappen eröffnet. Am 18. Juni 1927 konnten der gesamte Gaststättenbereich und die Bibliothek eingeweiht werden. Der Theatersaal mit Bühne und allen notwendigen Nebenräumen wurde am 21. Oktober 1928 der Öffentlichkeit übergeben. Zum Gaststättenbereich gehörten zwei große Speisesäle, mehrere kleine Gasträume und Vereinszimmer.
Der große Saal wurde am 21. Oktober 1928 mit einem Sinfoniekonzert des Leipziger Sinfonie-Orchesters eröffnet. Der Theatersaal war der größte in Mitteldeutschland. Die Bestuhlung war nicht fest installiert, sie konnte bei Bedarf herausgenommen werden. Der große Saal hatte bei Vollbestuhlung eine Kapazität von 1195 Sitzplätzen.
Das Gesellschaftshaus war architektonisch streng gehalten. Das Gebäude fügte sich in den Siedlungs- und Werksbau ein. Die Auffahrt führte zu einem arkadenartigen Vorbau. Die Vorhalle machte einen sachlich strengen Eindruck auf den Besucher. Sie war mit roten Läufern ausgelegt und von hier aus gingen die Zugänge zu den Garderoben und den Toiletten.
Im Erdgeschoss befanden sich zwei große Restaurationszimmer. Diese Zimmer hatten schlichte Form und Farbe. Die Tische waren weiß gedeckt. In den beiden Zimmern befanden sich gemauerte Kamine, auf denen chinesische Vasen standen. Wandschmuck gab sich nur in den besseren Gasträumen.
Die Küche befand sich im Keller des Gesellschaftshauses. Die Speisen wurden in einem Aufzug in die Gaststätte transportiert. Außerdem befanden sich im Keller Kühlschränke und elektrische Wärmeschränke. Sehr viele Speisen vom Hummer bis zur Sauren Gurke standen auf der Speisekarte. Ebenfalls zur Gaststätte gehörten die Vereinszimmer und das Billardzimmer.
Die Küche des Gesellschaftshause hatte Hotelniveau. Die riesen Küchenherde konnten mit drei Energiearten beheizt werden. Wahlweise standen Kohle-, Elektro- oder Gasbeheizung zur Verfügung. Die Dämpfer für Gemüse und Kartoffeln wurden direkt mit Dampf beheizt. Von der Bestellung der Speisen bis zur Servierung vergingen maximal fünf Minuten. Die Bestellung ging telefonisch in den Keller. Im Küchenbereich gab es noch gesonderte Räume zum Abwaschen und für den Konditor. Der Fisch wurde bis zu seiner Zubereitung lebendig in besonderen Becken aufbewahrt. Für alle anderen Nahrungsmittel gab es einen großen Kühlraum. Im Kellerbereich des Gesellschaftshauses gab es gesonderte Lagerräume für Mehl, Gries, Zucker, Bier und Wein. Die Schweine wurden komplett geschlachtet angeliefert. Die Weiterverarbeitung zu Wurst- und Fleischprodukten übernahm ein extra eingestellter Fleischer. Außerdem befanden sich im Keller die Aufenthaltsräume des Personals und die Verwaltung des Gesellschaftshauses. Zu erwähnen sei noch, dass Wein und Bier 100-L-weise und Fleisch tonnenweise gekauft wurden.