Das Ambulatorium

Die schriftliche Genehmigung zum Bau des Werkes in Leuna vom Mai 1916 war gleichzeitig die Geburtsurkunde für das Betriebsarztsystem des gesamten deutschen Reiches. Die Anfänge des Betriebsarztsystems waren bescheiden. Das erste Betriebsambulatorium war eine Holzbaracke. Diese Krankenbaracke wurde am 1. August 1916 eröffnet und hatte eine Kapazität von zwölf Betten für Männer und zwölf Betten für Frauen.

Am 1. April 1924 nahm das heutige Gebäude der Betriebspoliklinik seine Tätigkeit auf. 

Der Keller der Betriebspoliklinik hatte zwei Stockwerke. In der untersten Kellerebene befanden sich Heizung, Elektroverteilung, Telefonverteilung und Wasseraufbereitung. Desinfektionsanstalt, Labor, physikalische Abteilung, Lagerräume, Säuglings- und Diätküche, Sterilisationsraum und medizinische Lagerräume waren in der oberen Kellerebene.

Im Erdgeschoss erstreckte sich der gesamte Behandlungsbereich, Pforte, getrennte Warteräume für Männer und Frauen, Sprechzimmer für die Fachbereiche Allgemeinmedizin, HNO, Gynäkologie, Augenheilkunst, Hautarzt, OP und Chirurgie, Aufenthaltsräume für medizinisches Personal, Arbeitszimmer für Ärzte und die Arztbibliothek.

Sterilisationsapparat für Dampf- und Trockensterilisation und die Apparate zur Herstellung der physiologischen Kochsalzlösung befanden sich in der ersten Etage. Im 2. Obergeschoss waren ein Aufenthaltsraum für Patienten, die Liegehalle für Sonnenbäder, Teeküche, Küche für stationären Bereich, Lagerräume für medizinische Materialien und Schlafräume für das Personal eingerichtet. Der stationäre Bereich befand sich im Dachbereich.

Zum Dienstleistungsprofil der Betriebspoliklinik gehörten Moorbäder, Inhalationsraum und Einzelinhalationen, Dampfbäder in geschlossenen Räumen für 50° C und 70° C, Heißluft- und Dampfbäder, Wechselbäder für Wasser und Dampf, ein großes Wasserbecken zum allmählichen Abkühlen der Badenden, Dampfschlangenbäder mit Kühlschlangen für Kopf- und Herzleiden, Sand- und Sauerstoffbäder (für ganzen Körper und Körperteile), elektrische Tiefenerwärmung (für ganzen Körper und Körperteile),  Vierzellenbäder, Doppelbäder mit fließend warmen  Wasser zur Schmerzlinderung, vornehmlich bei Verbrennungen.

Mitte der 1950-er Jahre wurde die Poliklinik um den Ostflügel, der heute unter anderem eine Apotheke beherbergt, und von 1975 bis 1977 um den Westflügel, in dem heute das Stadtarchiv untergebracht ist, erweitert. Derzeit sind im Gesundheitszentrum neben Ärzten verschiedener Fachrichtungen auch die Wohnungswirtschaft Leuna GmbH und die Stadtinformation Leuna zu finden.