Das Windmüllerhaus

Auf dem Grundstück des Windmüllers zu Rössen begann die Geschichte der Gartenstadt Leuna.

Im Sommer 1916 besichtigte Karl Barth das Anwesen mit der weithin sichtbaren Mühle. In den Folgemonaten wurde das freistehende Bauernhaus zum Koloniebaubüro der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik (BASF) Ammoniakwerk Merseburg umgebaut. Auf der nach Westen gerichteten Traufseite erhielt der Dachstuhl in rhythmischer Anordnung drei Gauben, in der Mitte eine große mit gemauertem Giebel und zwei Fenstern, seitlich davon jeweils eine kleine mit nur einem Fenster. Somit konnte die Wohnung für die Familie des Gartenstadtarchitekten im Dachgeschoss des Gebäudes angeordnet werden. Die Baubüroräume befanden sich im Erdgeschoss und hatten große, wohlproportionierte Fensteröffnungen.

Der eingeschossige Anbau auf der Südostseite wurde abgerissen. Am Südgiebel bekam das Gebäude einen Stromanschluss über Freileitungen. Die neu gestalteten Fassaden zeigten bereits Elemente der Barthschen Gartenstadtarchitektur: symmetrische Fassadengestaltung, zweiflügelige, gesprosste Fenster mit Oberlicht und Klappläden aus Holz, abgesetzte Putzfaschen an Fenster- und Türöffnungen, ausladende Ortgänge und Traufgesimse und das besondere Detail – ein kleines ovales Fenster oben in der Mitte der großen Gaube.

In den 1930-er Jahren wird das ausgediente Baubüro eine Tankstelle; 1937 ist Ernst Schröder der Inhaber. Auf dem weißen Reklameschild steht: fahrt LEUNA.

In der DDR-Zeit beanspruchen die Leuna-Werke „Walter Ulbricht“ das Windmüllergrundstück als Garagenhof für die Dienstfahrzeuge. Später werden die Garagen von den Mietern der umliegenden Wohngebäude genutzt. Im Jahr 2007 lässt die Stadt Leuna die maroden Bauwerke abreißen und stellt so Baufreiheit für den geplanten neubau eines altersgerechten Wohngebäudekomplexes her. Die Grundsteinlegung für das AWO Seniorenzentrum fand am 24. Juli 2014 statt, die Eröffnung am 1. Mai 2015.