Das Zweckverbandsgebäude

Seit Anfang der 1920-er Jahre war der Zweckverband Leuna bemüht, ein eigenes Verwaltungsgebäude bauen zu lassen. Entwurf und Projektierung wurden 1921/22 öffentlich ausgeschrieben. Den Zuschlag bekam Kurt Jahn. Aufgrund der Inflation 1918 - 1923 wurde der Baubeginn auf die Zeit nach der Inflation verschoben. Der Bau begann am 18. Januar 1924. Das Leunaer Rathaus trug bis 1930 die Bezeichnung Zweckverbandsverwaltungsgebäude.

Eine Besonderheit des Grundrisses ist der leicht nach hinten geknickte linke Flügel. Diese Besonderheit war der geplanten Baulinie  für den späteren Ausbau der Rathausstraße geschuldet.

Im Kellergeschoss befanden sich die für damalige Verhältnisse moderne Heizungsanlage, die Warmwasserversorgung, zwei Gefängniszellen, Lagerräume und die Toilette für Gäste.

In der rechten Seite des Erdgeschosses befanden sich das Einwohnermeldeamt mit moderner Kartothek, das Steueramt, das Polizeivernehmungszimmer und das Büro des zuständigen Abteilungsleiters. Auf der linken Seite des Erdgeschosses befanden sich die Kämmerei und die Stadtkasse. 

Das Sitzungszimmer war als Repräsentationszimmer gedacht. Die Gestaltung dieses Zimmers stand im Zeichen der Ur- und Frühgeschichte des Siedlungsraumes Leuna. Zwischen den Holzbalken an der Decke waren Ornamente der Steinplatten des Göhlitzscher Steinkammergrabes gemalt. Der Raum selbst war holzgetäfelt. 

In den vier Ecken des Raumes war jeweils ein Glasschrank eingebaut. In diesen Glasschränken befanden sich Nachbildungen der wertvollen archäologischen Funde (Gefäße der Rössener Kultur) und Modelle des Rössener Hügels, des frühgeschichtlichen Backofens, des Fürstengrabens und des Göhlitzscher Steinkammergrabes. Der Zweckverbandsvorstand hat sich bei der Gestaltung des Sitzungssaales vom Altertumsforscher Dr. Hahne, von der Universität Halle, beraten lassen. In der Mitte des Raumes stand ein großer ovaler Tisch mit 26 Sesseln für die Abgeordneten.

An den Sitzungssaal grenzte das Zimmer des Zweckverbandsvorstehers/Bürgermeisters an. Dieses Dienstzimmer war ebenfalls getäfelt. Die Möbel dieses Zimmers waren aus indischen Palisander hergestellt. In den eingebauten Schränken befand sich die Dienstbibliothek der Zweckverbandsverwaltung.

In der oberen Etage befanden sich drei Wohnungen, zwei Wohnungen für Beamte und eine Hausmeisterwohnung. 

Im Ratssaal konnten Teile der Deckenbemalung restauriert werden, die Eckvitrinen sind erhalten und beherbergen Ausstellungsstücke als Leihgaben des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale).