Die Sanierung der Gartenstadt
Die großflächige Privatisierung der Wohnhäuser einschließlich der zugehörigen Grundstücke in den 1990-er Jahren und die im Juni 1997 vom Landesamt für Denkmalpflege getroffene Entscheidung, den Kernbereich der ehemaligen Werkssiedlung als Flächendenkmal „Gartenstadt Leuna“ unter besonderen Schutz zu stellen, erforderte seitens der Stadtverwaltung die Ausarbeitung von ortsspezifischen Satzungen. Zur Durchsetzung der denkmalschutzrechtlichen Belange wurden für den Gartenstadtbereich eine Erhaltungssatzung und die Gestaltungssatzung aufgestellt und verabschiedet. Einzelne Bereiche des Flächendenkmals sind in Bebauungsplänen hinsichtlich der städtebaulichen und architektonischen Aspekte planerisch definiert. Innerhalb des Flächendenkmals „Gartenstadt“ gibt es darüber hinaus Einzeldenkmale.
Hierzu zählen: das Rathaus (ehemals Zweckverbandsgebäude), das cCe Kulturhaus (ursprünglich Gesellschaftshaus, später Klubhaus der Werktätigen), die ehemalige LEUNA-Tankstelle am Haupttorplatz (seit 201 Café und Brotmeisterei Steinecke), der stillgelegte Bahnhof Kiesgrube mit der nicht mehr erhaltenen Freitreppe an der Nordanlage (eine prunkvolle, zweiläufige Treppenanlage mit Brunnen), die Siedlungsschule (heute August-Bebel-Schule mit dem z. Z. nicht genutzten Nordflügel), die Evangelische Friedenskirche mit Pfarrhaus und Gemeindezentrum am Kirchplatz, die Katholische Christkönigkirche, das villenähnliche Wohnhaus Uferstraße 9, die große Direktorenvilla Preußenstraße 1 (ursprünglich Haus Dr. Oster, später und im Volksmund „Schneider-Villa“ benannt), die Villa Franz-Lehmann-Straße 24 (ehemals Wohnhaus des ersten Werkleiters Dr. Erich Dehnel) sowie die reich gestalteten Wohnhäuser Windmühlenstraße 3, Franz-Lehmann-Straße 22, Gartenweg 1 und 2.
Bemerkenswerte Ergebnisse aus inzwischen 20 Jahren kommunaler Stadtsanierung sind: die Neugestaltung des Haupttorplatzes in Verbindung mit der von der InfraLeuna GmbH realisierten Modernisierung des Hauptgebäudes der Werksverwaltung (Me 24/Bau 24, heute Bau 4310) zum Bürocenter Leuna; die Sanierung des aus drei Gebäuden bestehenden Poliklinik-Komplexes (ehemals Betriebsambulatorium, heute Gesundheitszentrum mit verschiedenen Nutzungseinheiten wie Arztpraxen, Dentallabor, Apotheke, Stadtinformation, Stadtarchiv und Verwaltung der WWL Wohnungswirtschaft Leuna GmbH); die denkmalgerechte Rekonstruktion des Brunnenhäuschens am Sachsenplatz mit der Gedenktafel für Karl Barth; die schrittweise Sanierung und Modernisierung des Rathauses, insbesondere des Ratssals und Bürgermeisterzimmers; die Sanierung und Restauration des Parks mit Plastiken (mit den Plastiken und Reliefs ein einmaliges Zeugnis bildender Kunst der 1950-er und 1960-er Jahre in der DDR) und die umfangreiche grundhafte Erneuerung der Straßen im Stadtgebiet einschließlich der für die Gartenstadt typischen und den Straßenzug prägenden Baumneupflanzungen.
Von 1919 bis 1931 war der Gartenarchitekt Hans Gerlach mit der Planung der Begrünung der Werkssiedlung Neu-Rössen beauftragt und setzte diese in einem Großversuch um. Im Ergebnis kam er zu folgenden Empfehlungen: Sehr gut geeignet und resistent gegen die Industriebelastungen sind Platanen und Linden, Liguster und Forsythien; Gemüsepflanzen zeigten sogar ein überdurchschnittliches Wachstum aufgrund einer gewissen Düngerwirkung der Flugasche. Als unzureichend resistent erwiesen sich Koniferen und immergrüne Gewächse.